Du kennst das wahrscheinlich: Überall wird dir geraten, ein Tagebuch zu führen, deine Gedanken aufzuschreiben, zu reflektieren. Doch sobald du vor dem leeren Blatt sitzt, starrt es dich nur vorwurfsvoll an. Die Worte wollen nicht kommen, oder wenn doch, dann fühlen sie sich gezwungen und oberflächlich an. Lass mich dir etwas sagen: Du bist nicht kaputt, und Reflexion muss nicht über den Umweg des Schreibens funktionieren.

Reflexion ist im Kern nichts anderes als bewusstes Nachdenken über deine Erfahrungen, Gefühle und Erkenntnisse. Das Ziel bleibt dasselbe – mehr Klarheit über dich selbst zu gewinnen –, aber der Weg dorthin kann völlig anders aussehen. Manche Menschen denken mit den Händen, andere mit den Füßen, wieder andere durch das gesprochene Wort.

In diesem Artikel zeige ich dir kreative Reflexionstechniken, die ohne Stift und Papier auskommen. Du lernst, wie Zeichnen, Bewegung und Sprechen zu kraftvollen Werkzeugen für Selbsterkenntnis werden können. Diese Methoden sind nicht nur Spielerei – sie basieren auf soliden neurowissenschaftlichen Erkenntnissen darüber, wie unser Gehirn Informationen verarbeitet und Erinnerungen speichert.

Warum klassische Reflexion nicht für alle funktioniert

Bevor wir in die alternativen Methoden einsteigen, lass uns ehrlich darüber sprechen, warum das klassische Tagebuchschreiben für viele Menschen nicht funktioniert. Das liegt nicht an mangelnder Disziplin oder Faulheit – es liegt an fundamentalen Unterschieden in der Art, wie wir Informationen verarbeiten.

Das Schreibblockaden-Dilemma bei der Selbstreflexion

Schreiben ist eine komplexe kognitive Leistung. Du musst gleichzeitig deine Gedanken ordnen, sie in Worte fassen und diese grammatikalisch korrekt zu Papier bringen. Für manche Menschen ist das wie Jonglieren mit zu vielen Bällen gleichzeitig. Die Energie fließt in den Schreibprozess statt in die eigentliche Reflexion.

Hinzu kommt die Hemmschwelle des perfekten Eintrags. Viele Menschen blockieren sich selbst, weil sie denken, ihre Gedanken müssten eloquent und durchdacht formuliert werden. Diese Selbstzensur verhindert oft schon im Ansatz eine ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst.

Verschiedene Lerntypen brauchen verschiedene Reflexionswege

Die Lerntypentheorie ist zwar umstritten, aber eines steht fest: Menschen haben unterschiedliche Präferenzen dabei, wie sie Informationen am besten aufnehmen und verarbeiten. Während manche wirklich durch Schreiben zur Klarheit finden, denken andere am besten:

  • Visuell – durch Bilder, Diagramme und räumliche Darstellungen
  • Auditiv – durch Sprechen, Hören und rhythmische Muster
  • Kinästhetisch – durch Bewegung und körperliche Erfahrungen

Reflexion sollte sich an diese natürlichen Präferenzen anpassen, nicht andersherum. Wenn du beim Gehen am besten nachdenkst oder deine Ideen gerne skizzierst, dann ist das dein Reflexionsweg – nicht ein Defizit, das korrigiert werden muss.

Neurobiologie: Wie unser Gehirn auf verschiedene Reflexionsarten reagiert

Neurowissenschaftliche Forschung zeigt, dass verschiedene Reflexionsmethoden unterschiedliche Gehirnregionen aktivieren. Beim Schreiben sind hauptsächlich die sprachverarbeitenden Bereiche aktiv. Beim Zeichnen hingegen werden zusätzlich visuell-räumliche Netzwerke stimuliert, die oft zu anderen Einsichten führen.

Bewegung aktiviert das Kleinhirn und motorische Cortexbereiche, die eng mit Emotionsverarbeitung und Kreativität vernetzt sind. Das erklärt, warum viele Menschen ihre besten Ideen beim Spazierengehen haben. Das gesprochene Wort wiederum nutzt andere neuronale Bahnen als das geschriebene und kann dadurch verborgene Gedankenmuster sichtbar machen.

Diese neurobiologische Vielfalt ist kein Zufall – sie gibt dir verschiedene Türen zu deinem Unbewussten. Jede Methode kann andere Aspekte deiner Persönlichkeit und Erfahrung beleuchten.

Reflexion durch Zeichnen und visuelle Methoden

Visuelle Reflexion nutzt die Kraft deiner rechten Gehirnhälfte – den Bereich, der für Kreativität, Intuition und ganzheitliches Denken zuständig ist. Dabei geht es nicht um künstlerische Perfektion, sondern um den Prozess des visuellen Denkens. Selbst einfache Striche und Formen können tiefe Einsichten ermöglichen.

Mind Mapping als Reflexionstool

Mind Mapping (Gedankenkarten) ist wahrscheinlich die bekannteste visuelle Reflexionsmethode, wird aber oft unterschätzt. Statt linearer Listen erstellt dein Gehirn ein Netzwerk aus Verbindungen – genau so, wie es Informationen natürlich verarbeitet.

Für die Reflexion funktioniert Mind Mapping so: Schreibe dein Hauptthema (eine Situation, ein Gefühl, eine Entscheidung) in die Mitte eines Blatts und zeichne einen Kreis darum. Von dort aus zeichnest du Äste zu allen Aspekten, die dir dazu einfallen. Verwende verschiedene Farben für verschiedene Emotionen oder Bereiche.

Der Clou: Dein Gehirn findet automatisch Verbindungen, die beim linearen Schreiben verborgen bleiben würden. Du siehst buchstäblich die Struktur deiner Gedanken vor dir.

Emotionale Landkarten erstellen

Emotionale Landkarten sind eine kraftvolle Technik, um komplexe Gefühlslagen zu verstehen. Stelle dir vor, deine aktuelle Lebenssituation wäre eine Landschaft. Wo sind die Berge (Herausforderungen), wo die Täler (schwierige Phasen), wo die Oasen (Kraftquellen)?

Zeichne diese Landschaft mit einfachen Symbolen auf. Ein Berg kann Stress bei der Arbeit repräsentieren, ein Fluss den Beziehungsbereich, eine Sonne deine Stärken. Verwende Farben, um die emotionale Intensität verschiedener Bereiche zu zeigen.

Diese Methode hilft dir, dein Leben aus der Vogelperspektive zu betrachten und Muster zu erkennen, die im Alltag unsichtbar bleiben. Wo häufen sich die Unwetter? Welche Bereiche brauchen mehr Sonnenschein?

Das Reflexions-Sketchbook: Praktische Anleitung

Ein Reflexions-Sketchbook ist dein visuelles Tagebuch. Du brauchst nur ein einfaches Notizbuch und ein paar Stifte. Die Regel lautet: Es gibt keine Regeln. Alles darf rein – Kritzeleien, Symbole, einzelne Wörter, abstrakte Formen.

Hier sind bewährte Techniken für dein Sketchbook:

  • Tages-Symbole: Erfinde ein Symbol für jeden Tag (Sonne für gute Tage, Blitz für stressige, Welle für emotionale Tage)
  • Gefühls-Figuren: Zeichne Strichmännchen mit verschiedenen Körperhaltungen für verschiedene Emotionen
  • Ereignis-Landschaften: Große Ereignisse als Landschaftselemente darstellen
  • Ziel-Mandalas: Kreisförmige Zeichnungen, die deine Wünsche und Ziele symbolisieren

Nimm dir jeden Abend fünf Minuten und zeichne deinen Tag. Du wirst überrascht sein, welche Muster sich nach ein paar Wochen zeigen.

Bewegungsbasierte Reflexionstechniken

Dein Körper ist klüger, als du denkst. Er speichert Erfahrungen, Emotionen und Erinnerungen auf eine Weise, die dein bewusster Verstand oft nicht erfassen kann. Bewegungsbasierte Reflexion zapft diese körperliche Intelligenz an und bringt unbewusste Muster ins Bewusstsein.

Walking Meditation für Klarheit

Walking Meditation (Gehmeditation) ist mehr als nur spazieren gehen. Es ist eine bewusste Praxis, bei der die Bewegung als Anker für die Aufmerksamkeit dient. Viele große Denker – von Aristoteles bis Steve Jobs – schworen auf das Gehen als Kreativitäts- und Reflexionsbooster.

Die wissenschaftliche Erklärung: Gleichmäßige Bewegung aktiviert das Default Mode Network (Ruhezustandsnetzwerk) des Gehirns – den Bereich, der für Selbstreflexion und kreative Verbindungen zuständig ist. Gleichzeitig reduziert Bewegung Stresshormone und fördert die Ausschüttung von BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor), einem Protein, das die Neuroplastizität unterstützt.

So praktizierst du Walking Meditation zur Reflexion:

  1. Wähle eine Route: 15-30 Minuten Gehzeit, möglichst ohne Ablenkungen
  2. Starte bewusst: Die ersten fünf Minuten konzentrierst du dich nur auf das Gehen selbst
  3. Führe ein Thema ein: Stelle dir eine Frage oder bringe ein Problem mit
  4. Lass los: Versuche nicht, krampfhaft Antworten zu finden. Lass die Gedanken fließen
  5. Beobachte: Welche Gedanken tauchen auf? Welche Körperempfindungen entstehen?

Körperbasierte Reflexion: Was dein Körper dir sagt

Dein Körper ist ein Frühwarnsystem für emotionale und mentale Zustände. Stress zeigt sich oft als Verspannung in Nacken und Schultern, Angst als Enge in der Brust, Überforderung als Druck im Kopf. Diese körperlichen Signale sind wertvolle Informationen für die Selbstreflexion.

Die Body-Scan-Reflexion ist eine einfache aber kraftvolle Technik. Setze oder lege dich bequem hin und scanne deinen Körper systematisch von Kopf bis Fuß. Frage dich bei jeder Körperregion:

  • Wie fühlt sich dieser Bereich an?
  • Ist hier Spannung, Entspannung, Leere, Fülle?
  • Welche Emotion könnte hier gespeichert sein?
  • Was will mir mein Körper hier sagen?

Erstaunlich oft erzählt dir dein Körper Geschichten, die dein Verstand übersehen hat. Die chronischen Nackenschmerzen könnten für unterdrückte Wut stehen, die Magenbeschwerden für unverarbeitete Sorgen.

Tanz und Bewegung als Reflexionspraxis

Tanz ist Emotion in Bewegung übersetzt. Du musst kein ausgebildeter Tänzer sein – schon wenige Minuten bewusste Bewegung können tiefe Einsichten freisetzen. Diese Praxis nennt sich Authentic Movement (authentische Bewegung) und stammt ursprünglich aus der Tanztherapie.

So funktioniert reflexive Bewegungspraxis:

  1. Schaffe einen sicheren Raum: Zimmer, in dem du dich unbeobachtet fühlst
  2. Verbinde dich mit deinem Körper: Stehe still und spüre, wo du gerade bist
  3. Folge Impulsen: Welche Bewegung möchte entstehen? Langsam, schnell, kreisend, eckig?
  4. Bewerte nicht: Es gibt kein richtig oder falsch, nur authentischen Ausdruck
  5. Reflektiere: Was hat die Bewegung dir über deine aktuelle Verfassung gesagt?

Manchmal drückt sich in ruckartigen Bewegungen unterdrückte Frustration aus, in fließenden Bewegungen der Wunsch nach mehr Leichtigkeit, in zusammengekauerten Haltungen das Bedürfnis nach Schutz und Rückzug.

Sprechen als Reflexionsmethode

Das gesprochene Wort hat eine andere Qualität als das geschriebene. Wenn du sprichst, aktivierst du motorische Bereiche des Gehirns, die beim Schreiben nicht beteiligt sind. Außerdem ist Sprechen spontaner und unmittelbarer – perfekt für ungefilterte Selbstreflexion.

Voice Journaling: Die moderne Alternative zum Tagebuch

Voice Journaling (Sprach-Tagebuch) ist die einfachste Alternative zum geschriebenen Tagebuch. Du nimmst deine Gedanken als Sprachnachricht auf – entweder in einer App oder mit dem Diktiergerät deines Smartphones. Diese Methode hat mehrere Vorteile:

  • Geschwindigkeit: Du kannst schneller sprechen als schreiben
  • Authentizität: Weniger Zeit zum Zensieren und Beschönigen
  • Emotion: Tonfall und Sprachmelodie transportieren Gefühle mit
  • Flexibilität: Möglich beim Autofahren, Spazierengehen oder in der Bahn

Starte mit fünf Minuten täglich. Stelle dir eine offene Frage (Wie geht es mir heute wirklich?, Was beschäftigt mich gerade?) und sprich einfach drauflos. Die ersten Minuten sind oft oberflächlich, aber dann kommen die interessanten Einsichten.

Einige Menschen hören sich ihre Aufnahmen nach ein paar Tagen oder Wochen wieder an. Andere löschen sie sofort – der Reflexionswert liegt bereits im Sprechakt selbst.

Reflexions-Gespräche mit dir selbst

Selbstgespräche haben einen schlechten Ruf, dabei sind sie ein natürlicher und wertvoller Reflexionsmechanismus. Strukturierte Selbstgespräche können besonders kraftvoll sein – du führst buchstäblich ein Interview mit dir selbst.

Die Zwei-Stühle-Technik aus der Gestalttherapie ist hier besonders hilfreich:

  1. Stelle zwei Stühle gegenüber auf
  2. Auf einem Stuhl sitzt der Fragesteller – der Teil von dir, der verstehen will
  3. Auf dem anderen sitzt der Antwortende – der Teil, der die Erfahrung gemacht hat
  4. Wechsle zwischen den Stühlen und führe ein echtes Gespräch mit dir selbst

Diese Technik hilft besonders bei inneren Konflikten oder schwierigen Entscheidungen. Die verschiedenen Anteile deiner Persönlichkeit bekommen eine Stimme und können sich aussprechen.

Storytelling-Techniken für Selbstreflexion

Menschen sind natürliche Geschichtenerzähler. Unser Gehirn organisiert Erfahrungen automatisch in narrative Strukturen. Diese Tendenz kannst du für die Reflexion nutzen, indem du bewusst Geschichten über deine Erfahrungen erzählst.

Probiere diese Storytelling-Reflexionstechniken:

  • Die Tagesgeschichte: Erzähle deinen Tag als Geschichte mit Anfang, Höhepunkt und Ende
  • Der innere Dokumentarfilm: Beschreibe eine Situation, als würdest du sie für einen Dokumentarfilm kommentieren
  • Brief an das zukünftige Ich: Sprich mit der Person, die du in einem Jahr sein wirst
  • Die Weisheitsgeschichte: Erzähle von einer Erfahrung so, als würdest du sie einem guten Freund als Lebensweisheit mitgeben

Durch das Erzählen ordnest du nicht nur deine Erfahrungen, sondern entdeckst auch ihre Bedeutung. Welche Rolle spielst du in deinen eigenen Geschichten? Wo bist du Held, wo Opfer, wo Beobachter?

Kombinierte Ansätze für maximale Wirkung

Die größte Reflexionstiefe erreichst du oft, wenn du verschiedene Methoden kombinierst. Jede Technik beleuchtet andere Aspekte deiner Erfahrung – zusammen ergeben sie ein vollständigeres Bild.

Die 3-Sinne-Reflexion: Sehen, Hören, Fühlen

Die 3-Sinne-Reflexion ist eine strukturierte Methode, die visuelle, auditive und körperliche Reflexion kombiniert. Du bearbeitest dasselbe Thema aus drei verschiedenen sinnlichen Perspektiven:

Sinneskanal Methode Frage Dauer
Visuell Zeichnung/Mindmap Wie sieht mein Thema aus? 10 Min
Auditiv Sprechen/Voice Memo Was will ich dazu sagen? 10 Min
Körperlich Bewegung/Body Scan Wie fühlt es sich an? 10 Min

Diese Methode ist besonders kraftvoll bei komplexen Entscheidungen oder emotionalen Themen. Oft widersprechen sich die Erkenntnisse aus verschiedenen Sinneskanälen – und genau das zeigt dir interne Konflikte auf, die du sonst übersehen hättest.

Digitale Tools für alternative Reflexion

Moderne Technologie bietet interessante Möglichkeiten für alternative Reflexion. Diese Apps und Tools können deine Praxis unterstützen:

  • Voice Memo Apps: Für Voice Journaling (meist bereits auf dem Smartphone vorinstalliert)
  • Zeichnen-Apps: Wie Procreate oder Adobe Fresco für digitales visuelles Journaling
  • Meditation-Apps mit Walking-Modi: Headspace oder Calm bieten geführte Gehmeditationen
  • Mood-Tracking mit Visualisierung: Apps wie Daylio zeigen deine emotionalen Muster visuell
  • Digitale Mindmapping-Tools: MindMeister oder SimpleMind für komplexe Gedankenstrukturen

Wichtig: Die Tools sollen deine Reflexion unterstützen, nicht komplizierter machen. Wenn eine App mehr Energie frisst als sie gibt, wechsle zu einfacheren Methoden.

Reflexions-Rituale entwickeln

Rituale geben deiner Reflexionspraxis Struktur und Tiefe. Ein Ritual signalisiert deinem Gehirn: Jetzt ist Zeit für bewusstes Nachdenken. Es kann so einfach sein wie eine bestimmte Musik, ein besonderer Ort oder eine feste Tageszeit.

Hier sind bewährte Ritual-Elemente für alternative Reflexion:

  • Raum schaffen: Ein besonderer Platz nur für Reflexion
  • Zeit festlegen: Feste Zeiten schaffen Routine
  • Einstimmung: Drei tiefe Atemzüge oder kurze Stille
  • Intention setzen: Worum soll es heute gehen?
  • Methode wählen: Je nach Stimmung und Thema
  • Abschluss: Dankbarkeit oder kurze Zusammenfassung

Dein Reflexions-Ritual sollte zu dir passen. Bist du ein Morgenmensch, reflektiere beim ersten Kaffee. Brauchst du Bewegung, verknüpfe Reflexion mit dem Weg zur Arbeit. Liebst du Musik, lass sie Teil deines Rituals werden.

Praktische Umsetzung im Alltag

Die beste Reflexionsmethode nützt nichts, wenn sie nur in der Theorie existiert. Hier geht es um die konkrete Integration in deinen Alltag – realistisch, nachhaltig und ohne übertriebene Selbstoptimierungs-Ambitionen.

Der 5-Minuten-Reflexions-Plan

Wenn du wenig Zeit hast, aber trotzdem regelmäßig reflektieren möchtest, ist ein 5-Minuten-Plan perfekt. Die Kürze verhindert Ausreden und senkt die Hemmschwelle.

Dein täglicher 5-Minuten-Plan könnte so aussehen:

  1. Minute 1: Ankommen und bewusst wahrnehmen, wie es dir gerade geht
  2. Minute 2-4: Eine Reflexionsmethode deiner Wahl (Mini-Bodyscan, kurze Zeichnung, Voice Memo)
  3. Minute 5: Eine Erkenntnis oder Intention für den nächsten Tag formulieren

Wähle verschiedene Methoden für verschiedene Wochentage:

  • Montag: Visuell (Wochenplanung skizzieren)
  • Dienstag: Auditiv (Voice Memo über Herausforderungen)
  • Mittwoch: Körperlich (Body Scan)
  • Donnerstag: Bewegung (kurzer reflexiver Spaziergang)
  • Freitag: Kombination (was hat die Woche gebracht?)

Reflexionstechniken für verschiedene Lebenssituationen

Verschiedene Lebensphasen und Situationen erfordern angepasste Reflexionsansätze. Hier sind bewährte Kombinationen:

Situation Empfohlene Methode Warum
Stress/Überforderung Body Scan + Walking Stressabbau durch Bewegung und Körperbewusstsein
Große Entscheidung 3-Sinne-Reflexion Vollständige Perspektive durch verschiedene Kanäle
Emotionale Verwirrung Emotionale Landkarte Überblick und Struktur in komplexe Gefühle
Wenig Zeit Voice Journaling Flexibel und spontan nutzbar
Kreativitätsblockade Bewegung + Zeichnen Aktivierung verschiedener Gehirnregionen
Beziehungsprobleme Zwei-Stühle-Technik Verschiedene Perspektiven verstehen

Experimentiere mit verschiedenen Kombinationen und finde heraus, was in welcher Situation am besten für dich funktioniert.

Häufige Stolpersteine und wie du sie vermeidest

Auch bei alternativen Reflexionsmethoden gibt es typische Fallen. Hier sind die häufigsten Stolpersteine und wie du sie umgehst:

Stolperstein 1: Perfektionismus
Viele Menschen denken, ihre Zeichnungen müssten schön sein oder ihre Selbstgespräche intelligent klingen. Das verhindert authentische Reflexion.

Lösung: Erinnere dich daran, dass es um den Prozess geht, nicht um das Ergebnis. Hässliche Zeichnungen können die wertvollsten Einsichten bringen.

Stolperstein 2: Unregelmäßigkeit
Alternative Methoden scheinen weniger verpflichtend als Tagebuchschreiben, werden daher oft vernachlässigt.

Lösung: Koppele deine Reflexionspraxis an bestehende Gewohnheiten. Reflektiere beim morgendlichen Kaffee, auf dem Arbeitsweg oder vor dem Zähneputzen.

Stolperstein 3: Methodenhopping
Die Vielfalt der Methoden verführt dazu, ständig zu wechseln, ohne eine Technik wirklich zu vertiefen.

Lösung: Wähle 2-3 Grundmethoden und bleibe mindestens vier Wochen dabei. Erst dann kannst du ihre Wirkung richtig beurteilen.

Stolperstein 4: Selbstzensur
Auch bei alternativen Methoden zensieren Menschen sich selbst – besonders bei Voice Journaling oder in Selbstgesprächen.

Lösung: Schaffe bewusst zensurfreie Zonen. Die ersten fünf Minuten einer Reflexionssession sind tabu für Bewertungen oder Korrekturen.

Reflexion ist kein Leistungssport. Es geht nicht darum, besser zu reflektieren als andere oder perfekte Einsichten zu produzieren. Es geht darum, ehrlich mit dir selbst zu sein – auf eine Art, die zu dir passt.

Häufig gestellte Fragen

Ist alternative Reflexion genauso wirksam wie Tagebuchschreiben?
Verschiedene Reflexionsmethoden aktivieren unterschiedliche Gehirnregionen und führen dadurch zu verschiedenen Arten von Einsichten. Alternative Methoden können sogar wirksamer sein, wenn sie besser zu deinem Lerntyp passen.

Wie lange dauert es, bis alternative Reflexionsmethoden Wirkung zeigen?
Die meisten Menschen bemerken erste Effekte bereits nach 1-2 Wochen regelmäßiger Praxis. Tiefere Veränderungen in Selbstwahrnehmung und Entscheidungsfindung zeigen sich typischerweise nach 4-6 Wochen.

Kann ich verschiedene Methoden kombinieren oder sollte ich bei einer bleiben?
Kombinationen sind oft besonders kraftvoll, da sie verschiedene Aspekte deiner Erfahrung beleuchten. Beginne aber mit einer Grundmethode und erweitere dann schrittweise dein Repertoire.

Was mache ich, wenn ich mich beim Selbstgespräch komisch fühle?
Das ist völlig normal – wir sind gesellschaftlich konditioniert, Selbstgespräche als verrückt zu empfinden. Beginne mit Voice Memos oder führe deine Reflexions-Gespräche beim Spazierengehen, wo sie natürlicher wirken.

Brauche ich spezielle Materialien für visuelle Reflexion?
Nein, ein einfacher Stift und normales Papier reichen völlig aus. Bessere Materialien können motivierend wirken, sind aber nicht notwendig für die Wirksamkeit der Methode.

Wie finde ich heraus, welche Methode am besten zu mir passt?
Experimentiere vier Wochen lang mit verschiedenen Ansätzen. Beobachte, bei welchen Methoden du dich am wohlsten fühlst und die tiefsten Einsichten gewinnst. Dein Körper und deine Intuition werden dir zeigen, was funktioniert.

Kann ich alternative Reflexion auch bei emotionalen Krisen einsetzen?
Ja, aber mit Vorsicht. Body Scans und Bewegung können bei akutem Stress sehr hilfreich sein. Bei schweren emotionalen Krisen solltest du aber professionelle Hilfe suchen und Reflexion nur als Ergänzung nutzen.

Wie dokumentiere ich meine Erkenntnisse ohne zu schreiben?
Voice Memos, Fotos deiner Zeichnungen oder kurze Sprachnotizen sind gute Alternativen. Viele Menschen merken sich ihre wichtigsten Erkenntnisse auch einfach und setzen sie direkt um, ohne sie zu dokumentieren.

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